Wanderung auf den Preikestolen

Mai 2017

 

Nachdem ich ein Zimmer für die Nacht im Vandrerhjem  gebucht hatte, machte ich mich 17 Uhr auf den Weg zum Preikestolen. Eigentlich ein wenig zu spät, denn Nachfragen ergaben, dass man mit einer Wanderzeit von 2 Stunden rechnen muss. Auf der Tafel las ich, dass der Höhenunterschied zwischen Preikestolenhütte und Predigerkanzel 350 m beträgt. In den Alpen hatte ich bis zu 600 Höhenmeter die Stunde  überwunden, warum sollte ich die 350 m nicht in einer Stunde schaffen?

 

Ein letzter Blick auf die am Revsvatnet gelegene Hüttenansammlung der Preikestolen Fjellstue, zeigte mir, dass die Wetterlage nicht besonders günstig war. Dicke Wolken hingen über dem See.

 

Vom Parkplatz aus ging es gleich auf einen steilen Schotterweg durch den Wald in Richtung Preikestolen. Nach ca. 150 Höhenmetern und  einigen Kehren stieg der Pfad zu einem kleinen Felsplateau hinauf. Von hier hat man einen schönen Blick auf die Preikestolen Hütten und den Parkplatz.

 

Über Felstreppen, Steinblöcke, aber auch glatte Steinbuckel ging es steil in felsiges Gelände.

Wieder stieg es kräftig bergan, bis zu einer kleinen Sumpfebene.  Anfangs balanzierte ich noch über Steine, um kleine Wasserlachen zu überwinden, aber dann führte uns ein komfortabler Holzbohlenweg durch das moorige Gelände bis zu einer steil aufragenden Felswand.

 

Hier tat sich ein schluchtartiger Einschnitt auf, in dem es richtig steil in die Höhe ging. Teilweise waren die Steinbrocken zu Treppen gelegt, wie hier im Bild, oder sie türmten sich in ihren ursprünglichen Lagen auf.

Immer wieder begegneten mir Wanderer, die schwere Rucksäcke trugen und, wie mir einer verriet, auf dem Preikestolen übernachten wollten.  Die 120 Höhenmeter bis zum Ende des steilen Anstiegs waren wohl der anstrengendste und auch heikelste Teil der Wanderung.  

 

Von hier oben hatte ich eine weite Sicht in die westliche Fjordlandschaft. Mehr oder weniger war hier auch die Baumgrenze erreicht. 

 

Das Wetter war uneinheitlich. Plötzlich verdunkelten sich die Wolken. Anfangs befürchtete ich Regen. Nässe kann auf diesen glatten Steinen gefährlich werden. Doch dann lösten sie sich wieder auf. Am blauem Himmel segelten Schönwetterwolken.

 

Unverdrossen lief ich auf dem kurzweiligen Wanderweg erst hinunter, dann hinauf zum Husafjellet. 2,2 km war ich jetzt gelaufen und knapp eine Stunde unterwegs.  

 

Das Husafjellet ist eine kleine Hochebene mit tiefen trogförmigen Einschnitten, wo sich das Wasser sammelt Diese kleinen Seen werden von Outdoorenthusiasten als Badesee und geeignete Campingumgebung genutzt.

 

Das Wandern war hier sehr angenehm, weil man auf dem glatten Fels keinem Stein ausweichen muss.

 

 2,2 km war ich jetzt gelaufen und knapp eine Stunde unterwegs.

 

Unübersehbar: Steinmännchen mit Markierung.

 

Der Blick in östliche Richtung zeigte schon den tiefen Einschnitt des Lysefjordes. Die Kanzel kann man von hier aus noch nicht sehen, da der Trail im Bogen um die Granitwände des Hauptberges herum führt.

 

Hier hatte es vor kurzem noch geregnet.

 

Jetzt waren die Felsplatten wieder trocken.

 

Ein kleiner Zipfel des Lysefjords war schon zu erkennen.

 

Letzter Plattenaufstieg und der spannende Moment musste kommen, wo erst der tiefe Einschnitt des Lysefjord und dann der mächtige Felsklotz des Predigerstuhles zu sehen sind.

Das ist er. Der ca. 40 km lange und bis zu 500 m tiefe Lysefjord, dessen Felswände steil ins Wasser fallen.

Noch ein kleiner Sprung über eine tiefe Spalte und ...

 

.... ich stehe auf  dem vorgelagerten Fels der Kanzel.

 

Ich bin tief beeindruckt von der scharfen Falllinie des Ganitblockes in den Fjord.

 

Aber auch, wie die Menschen dort oben mit gespielter Leichtigkeit am Abgrund  entlang laufen. Mich schauert.

 

 Auch ich wage mich schließlich auf die Kanzel und genieße den atemberaubenden Blick von der 600 m hohen Kanzel auf den Fjord.

Doch ich bleibe in gehörigem Abstand zum Rand. Wie schön, dass kein Geländer die Natur hier verfremdet.

Ich lasse noch ein Foto von mir machen und verlasse den Preikestolen kurz vor 19.30 Uhr.  

 

Das Wetter hatte sich gehalten, es war trocken geblieben. Doch ab und zu ballten sich dunkle Wolken zusammen. Ich stieg zügig ab, um nicht bei Dämmerung den Trail finden zu müssen.

 

Noch vor 21 Uhr erreichte ich die Preikestolen –Hütten. Auf dem Revsvatnet zauberte das Rot des Sonnenuntergange eine wunderbare Abendstimmung.

Ich begab mich auf mein Zimmer und war tief erfüllt von dieser wunderschönen Wanderung auf den Preikestolen. 

 

 

 

Gaustatoppen

Wanderung am Donnerstag, 10. August

Als ich den Gaustatoppen  zum ersten Mal aus der Ferne sah, gekrönt von einem Funkturm auf dem Gipfel, hatte ich den Eindruck auf einen erloschenen Vulkan zu schauen. Aber das täuschte. Der Gaustatoppen ist ein Schuttkegel, der aus einem der härtesten Steine der Erde besteht, dem Quarzit. Er hat sich vor 1000 Millionen Jahren unter hohem Druck und hohen Temperaturen aus Sandablagerungen vergangener Flüsse gebildet. Das weiche Gestein um den Quarzit  erodierte weg und so erhebt sich der Gaustatoppen mit dem verbliebenen Quarzit  heute mehrere hundert Meter aus dem umgebenden Gebirge empor. So weit zur Geologie.

 

Von Haukeli Seter fuhr ich noch am Abend nach Rjukan. Mein nächstes Ziel war die Besteigung des Gaustatoppen. Einige Kilometer vor Rjukan fand ich am Mösvatn einen schönen Platz für die Nacht.

Der nächste Morgen war freundlich, aber sehr frisch.

 

 7.30 Uhr fuhr ich hinunter nach Rjukan, einer langgestreckten Stadt in einem tiefen Talkessel auf einer Höhe von 283 m

 

Am östlichen Ende der Stadt ging es rechts die Serpentinenstraße hinauf zum Parkplatz Stavsro auf 1170 m Höhe.

 

8.30 Uhr passierte ich das kleine Torgatter und lief zügig auf ziemlich breitem Weg nordwestlich Richtung Gipfel.

 

Diese Wanderroute von knapp 5 km über den Ostgrat ist am häufigsten begangen. Man kann auch noch etwas tiefer von der Seilbahnstation aus starten. Auch in Rjukan kann man die Wanderung beginnen, muss dann allerdings auf steilen Pfaden 1600 Höhenmeter überwinden.

 

Ein Blick zurück zeigt den Parkplatz, die Straße und den Heddersvatn See.

 

Doch schon einige Meter weiter musste ich auf engem Pfad über Steine steigen. Je höher ich kam, desto mehr Schutt und Felssteine häuften sich auf.  

 

  Auch immer mehr Wanderer tauchten vor und hinter mir auf je mehr Höhe ich gewann.

 

Der Aufstieg auf den Kegel Gaustatoppen bietet kaum Vegetation und ist auch für das Auge wenig Abwechslungsreich. Für mich strahlte der Berg eine große Ruhe aus und bot wunderschöne Blicke in die Ferne über das Land. Auf halbem Weg machten viele Menschen Rast und genossen den Blick in die Ferne.

 

Gegen 10 Uhr erreichte ich das Joch, auf das auch der Wanderpfad  von Rjukan hinaufführte. Gab es bis jetzt doch hin und wieder glattere Wegabschnitte, die vom Schutt freigeräumt erschienen, so lotsten die markierten roten T´s  und Norwegenfähnchen den Wanderer auf dem finalen Gipfelanstieg durch ein wildes Steinmeer.

 

Der Gaustatoppen zum Greifen nah, war noch 1,5 km entfernt.

 

Die Sonne heizte den mächtigen Schuttkegel gehörig auf.

 

 

Scharen von Wanderern wälzten sich den Berg empor. Ich wurde überholt und überholte. Manche joggten fast und manche keuchten den Berg hinauf. Mir wurde klar, dieses ist der norwegischste Berg Norwegens, fast das Mekka der konditionsstarken Bevölkerung, sei es nun alt oder jung.

 

Auf den  letzten Meter waren Platten und Treppen verlegt, sodass ich schnell den Gipfel erreichte.

 

 

Halb Zwölf hatte ich es geschafft und freute mich darüber.

 

Ich war auf der Bergstation Gaustatoppen auf einer der Plattformen. Man kann von hier aus auf einem Felsgrat noch zu einer kleinen Erhöhung wandern. Doch ich zog es vor hier zu bleiben und den Gausta in Besinnlichkeit zu genießen.

 

Ein Plakat, das zum Gaustatag am 12 August einlud.

 

In der Gaustahütte, in der man auch Essen bestellen konnte, drängten sich die Menschen so stark, dass es aussichtslos war mehr als eine kleine Süßigkeit zu bestellen. 

Ich zog mich in eine windstille Ecke zurück und aß einige Knäckebrote. Zuviel Gipfelstolz stellte sich bei mir nicht ein, obwohl die aufgestiegenen 700 Höhenmeter über die Steinfelder auch anstrengend waren. Ich fotografierte noch die Runde herum, ließ mich auch noch fotografieren und machte mich dann auf den Rückweg.

 

Das Wetterglück war mir an diesem Tag hold. Ein leichter Wind fächelte warme Luft nach oben.

 

Selbst am Nachmittag wälzten sich noch eine Menge Besucher auf den Berg.

 

Leider befielen mich unterwegs erhebliche Zweifel, ob ich den richtigen Abstieg gewählt hatte. Es gab nämlich noch einen Weg zur Gaustatoppenbahn. Erleichterung als ich sicher war, den richtigen Trail genommen zu haben.

 

13.30 Uhr erreichte ich meinen Parkplatz, schaute zurück auf den Gaustatoppen und seltsamerweise war ich erst jetzt  sehr zufrieden über meine Besteigung dieses norwegischsten aller norwegischen Berge.

Für die nächsten Tage plante ich nach Jotunheimen zu fahren. In dem Bergland Norwegen musste ich allerdings einen großen Umweg nach Süden über Kongsberg in Kauf nehmen. Ich war 2 Tage unterwegs und erfreute mich an dem schönen Wetter.

 

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